2015: Das Datenschutz-Konzil

Abstract

Die Informatik betrachtet viele historische Figuren als Eltern, darunter Leibniz, Lovelace und ja, auch frühe Pythagoräer. Was wäre eigentlich, wenn sich diese Personen über Datenschutzfragen unterhalten würden? Vorhang auf.

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In: FIfF Kommunikation 22015 »Perspektiven des Datenschutzes«, S.37-40
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Das Datenschutz-Konzil

Wir befinden uns in einer fensterlosen Privatbibliothek, die einzige Tür ist hinter einem schweren Vorhang verborgen. Sieben Personen teilen sich die vier vorhandenen Ohrensessel, wobei sie immer wieder zum Servierwagen schreiten, um sich noch einen gehörigen Schluck einzugießen. Offensichtlich kennen sich die hier Versammelten recht gut, wie sonst ist die Abwesenheit jedes Protokolls zu erklären! Verschiedene Stände, Ämter, Geschlechter und nicht zuletzt: Zeitalter sind hier vertreten.

Monachos: „Dixit algorizmi: laudes deo rectori nostro atque defensori dignas …“
Augusta: „Na, ob er das wirklich so gesagt hat, sei dahingestellt. Das Spannende an al-Chwarizmi’s Schrift ist doch wohl eine andere Sache.“
Monachos (sichtlich über die Unterbrechung verärgert): „Und welche, bitte, wäre das, verehrte Countess?“
Augusta: „Er befreite uns von dem Joch der römischen Ziffern. Seine indischen, die wir inzwischen ja arabische nennen, sind für die Arithmetik viel besser geeignet.“
Samos: „Dafür sind wir nun unter ein neues Joch geworfen. Alles ist Zahl – unabhängig davon, welche Darstellung Ihr bevorzugen mögt.“
Frieda: „Und was ist so schlimm daran? Wenn Alles Zahl ist, so auch dieser Disput. Dann lasst uns doch einfach ausrechnen, wer Recht hat. Calculemus!“
Jakob: „Für die Buchhaltung jedenfalls sind indische Ziffern ungleich besser geeignet. Frieda, arbeitet Ihr eigentlich noch an der Rechenmaschine?“
Frieda (tonlos): „Ich entwerfe eine universelles System zur Berechnung der Antwort auf das Leben, das Universum und den ganzen Rest – und Ihr bezieht euch auf dieses Spielzeug von mir?“
Augusta: „Ein Spielzeug, fürwahr! Eure Rechenmaschine ist doch noch in den Grenzen der Arithmetik gefangen. Seht Ihr denn nicht, dass wir dem algorithmischen Weg einschlagen sollten? Lasst uns nicht einfach Zahlen addieren, multiplizieren oder dergleichen mehr. Lasst uns Symbole nach frei programmierbaren Regeln transformieren!“
Mathison (einen Apfel kauend): „Hört, hört, das kommt mir doch sehr bekannt vor. Ihr schmückt euch gern mit fremden Federn, nicht wahr?“
Augusta (streng): „Nur weil Euch der Ruhm versagt wurde, nehmt Ihr mir meinen übel!“
Samos: „Bitte, bitte. Beruhigt Euch. Ihr auch. Wir dürfen nicht vergessen, weshalb wir uns hier versammelt haben. Bitte tretet näher und werft einen Blick auf diese Karte. Was seht ihr?“

Die Personen versammeln sich um den Servierwagen, auf dem nun eine aufgefaltete Karte liegt; die noch ein wenig gefüllten Karaffen halten das Pergament einigermaßen glatt. Als Andrea spricht, merken die anderen erst, dass sie bereits die ganze Zeit als stille Zuhörerin im Raum war.

Andrea: „Das, liebe Freunde, ist die Ausdehnung des Menschen.“
Monachos: „Es zeigt die Ausgabe technischer Erfindungen und anderer Menschenwerke. Die ungeheure Technik! So sehr expandiert der Mensch in die ihm verantwortete Welt!“
Andrea: „So meine ich das nicht. Dies ist der Mensch. Wie sagtest Du einst so schön: Ecce Homo!“
Monachos: „Absurd! Wie kann etwas, das vom Menschen geschaffen wurde, der Mensch selbst sein?“
Samos: „Lasst uns doch nicht, zumindest nicht an dieser Stelle, darüber streiten, wer der Schöpfer dieses.. dieser.. Ja, was ist das eigentlich?“
Mathison: „Das Gegebene. Datum. Wir sehen hier ein kodiertes Datum.“
Monachos: „Von wem kodiert? Von wem gegeben?“
Frieda (betrachtet die Nullen und Einsen verzückt): „Dyadisch! Die Kodierung erfolgte mithilfe eines dyadischen Systems. Das muss göttlichen Ursprungs sein, denn nur Einer hat Alles aus Nichts gemacht!“
Augusta: „Oder maschinellen.“
Mathison: „Als ob der menschliche Geist nicht dazu in der Lage wäre!“
Jakob: „Wenn das der Mensch ist … Dann kann ihn ja plötzlich mit einem anderen vergleichen, wie wundervoll.“
Andrea: „Sei mir nicht böse, aber immer, wenn du dich freust, wird mir ganz anders. Was soll denn das heißen, zwei Menschen zu vergleichen?“
Samos: „Nicht jeder Vergleich ist doch moralisch verwerflich. Hier wird doch nur erleichtert, was ohnehin schon geschieht.“
Monachos: „Diese Daten dürfen nicht in falsche Hände geraten!“
Andrea: „Endlich sprechen wir über Ethik. Dürfte ich vielleicht etwas länger ausführen, warum ich uns hier zu Samos eingeladen habe? Danke. Dank der wunderbaren Vorarbeiten von euch und euresgleichen gibt es in unserer modernen Welt eine unfassbar große Menge an Daten. Sie werden erzeugt, verarbeitet und gespeichert von weltweit vernetzten …“
Frieda (unvermittelt): „Computern?“
Augusta: „Stellt Euch nicht naiver als Ihr seid. Es geht nicht nur um arithmetische Rechenmaschinen, sondern um algorithmische Wirkungsmaschinen.“
Mathison: „Die zudem miteinander verschaltet sind; wir sollten eher von Symbolkodetransformations­maschinen­kopplungen sprechen.“
Andrea: „… informationstechnischen Systemen. Dürfte ich fortfahren? Anhand der technischen Gegebenheit und mit einigem Nachdenken sehen wir sofort, dass Freiheit und Unbeobachtbarkeit des Denkens – etwa beim Erwägen von Äußerungen oder Handlungen – künftig untrennbar mit dem Schutz eben dieser persönlichen informationstechnischen Systeme und der Daten auf ihnen verknüpft sein wird. Wir beobachten schon jetzt eine geradezu symbiotische Verbindung von Mensch, Geist, Maschine und Algorithmus, nehmt nur Monachos hier als Beispiel. Er zitiert die Klassiker doch längst nicht mehr frei, sondern mit Hilfe seines Tablets. Jakob hier nutzt für seine Buchhaltung Xerox-Maschinen, die Zahlen verdrehen …“
Jakob (verschluckt sich): „Wie meinen?“
Mathison: „Das kommt davon, wenn man Probleme mit schierer Rechenkraft lösen will, anstatt durch scharfes Nachdenken. Was ist an kariertem Papier mit Bleistift auszusetzen?“
Augusta: „Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr seit über drei Monaten mit einem simplen Schlüsseltausch beschäftigt seid, damit wir endlich verschlüsselt kommunizieren können?“
Samos: „Als Gastgeber muss ich darauf bestehen, dass keine Rede mehr unterbrochen wird. Das Thema ist ernst genug. Andrea, bitte, fahrt fort.“
Andrea: „Angesichts der gegenwärtig zu beobachtenden Symbiose zwischen Mensch und Maschine, wie wird es erst werden, wenn wir die Informations- und Kommunikationstechnik in unsere Körper implantieren? Dies meine ich als Sinnbild, obwohl eine tatsächliche Verbindung so abwegig nicht mehr erscheint. Wir werden zunehmend verloren gegangene Fähigkeiten in vernetzte Universalcomputer auslagern, um sie so wiederzugewinnen. Wir werden an sie persönlichste Denk- und Merkfunktionen delegieren, um uns zu entlasten. Ihr habt Friedas Calculemus noch im Ohr; doch was, wenn nicht nur eine Berechnung stattfindet, sondern eine Simulation von gedachten Welten zur Exploration der Auswirkungen von Änderungen in den Annahmen durchgeführt wird. Wer denkt in diesem Fall eigentlich noch, wenn doch der Denkvorgang, also das Springen von einem mentalen Zustand zum nächsten, in der Virtualität stattfindet? Wenn ich nun also im Folgenden von Datenschutz spreche, so bedeutet dies nichts weniger als den Schutz des autonomen und unbeobachteten Denkens, der elementarsten und grundlegendsten Freiheit der Person.“

Samos steht auf, schließt den Schrank unter dem Servierwagen auf und tauscht die leeren Karaffen gegen volle. Auf seinen fragenden Blick hin strecken sich ihm mehrere Gläser entgegen, in die er bereitwillig und großzügig eingießt. Alle nippen etwas schweigsam an ihren Getränken, Monachos und Frieda stöbern ein wenig in Samos’ Bibliothek, Mathison und Augusta kritzeln gemeinsam auf einem unendlich groß wirkenden Papier herum; schließlich ergreift Jakob das Wort.

Jakob: „Einverstanden, ich stimme zu, dass es auch und gerade um Autonomie und Unbeobachtbarkeit des Denkens geht. Aber wie steht es mit seiner Zuverlässigkeit? Mir scheint, dass der Schaden durch falsche Berechnungen vielleicht sogar erheblicher ausfällt als derjenige durch Beobachtung der berechneten Denkvorgänge. Nehmen wir einmal an, dass ich meinem geschätzten Freund Samos hier einen Brief mit einem außergewöhnlich schönen mathematischen Beweis schicken möchte, eben, weil ich weiß, wie sehr er Zahlen schätzt. Nehmen wir nun einmal an, dass ich diesen Brief in mein informationstechnisches System hineinspreche …“
Mathison: „Bequemlichkeit, wie hoch dein Preis doch ist!“
Jakob (etwas lauter, lässt sich nicht unterbrechen): „ … damit er als transkribiertes Werk direkt den postalischen Weg zum rechntmäßigen Empfänger findet. Stellt euch nun die Bestürzung des Samos’ vor, im geöffneten Brief eine Quadratur des Kreises vorzufinden oder eine Trisektion des Winkels oder ähnlichen Unfug. Was muss er dann von mir denken?“
Frieda: „Nun, wenn er konsequent seinem Zahlen-Fetisch folgte, würde er sein Urteil über dich ausrechnen.“
Mathison: „Zumal Samos mit zwei Nachkommastellen von Pi doch ganz gut auskommt. So klappt auch die Quadratur!“
Samos: „Warum diese Spitze, Mathison? Gerade du bist doch maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir in einer Ganzzahlwelt leben.“
Jakob: „Eigentlich war das eine rhetorische Frage, worauf ich hinauswollte: Die Integrität der informationstechnischen Systeme ist ebenso wichtig wie seine Vertraulichkeit. Dieses Konzil muss dafür Sorge tragen.“
Monachos: „Wer muss wofür Sorge tragen? Was haben wir mit diesem Gegebenen, mit diesen Daten zu schaffen? Wir haben sie doch nicht erschaffen, sie sind, der Name sagt es, doch einfach da!“
Augusta: „Das beste wäre doch, wir würden allen Menschen zeigen, wie diese Daten entstehen, wie sie zu interpretieren und nicht zuletzt: wie sie zu vermeiden sind. Lernt programmieren, sonst werdet ihr programmiert!“
Mathison: „Hört, hört. Auch wenn ich die Forderung durchaus unterstütze, ich begreife einfach nicht, wie so ein im Wortsinne idiotisches System eine solche Macht über ein vernunftbegabtes Wesen ausüben kann.“
Andrea: „Der moderne Mensch ist inzwischen abhängig von der Technik.“
Frieda: „Der Mensch war schon immer abhängig von Technik, sonst hätte er niemals so lange überlebt.“
Andrea: „Ich spreche von Abhängigkeit im Sinne einer Drogenabhängigkeit. Der Mensch ist süchtig nach der Belohnung, die ihm das Lösen von Problemen gibt. Allein: Ohne Computer hätten wir viele der heutigen Probleme nicht.“
Samos: „Eine Verfallsgeschichte der Gesellschaft zu zeichnen nutzt uns hier auch nichts. Zumal jedes neue Medium in erster Linie kritisiert wurde. Das fing ja schon mit der Erfindung der Buchstaben an, die angeblich dem Menschen das Vergessen beibringen würden, weil sie im Vertrauen auf die Schrift vermittels fremder Zeichen die Fähigkeit zur Erinnerung vernachlässigten. Nun soll also der Computer mit seinen allmächtigen Algorithmen und bedrohlichen Daten die Jugend verderben – wie originell!“
Monachos: „Der vernetzte Universalcomputer ist mehr als nur Medium, er ist Religion und zugehörige Exegese zugleich.“
Jakob: „Was soll das denn heißen? Was soll Religion damit zu tun haben? Ich finde, der Gedanke, Computer nicht nur als Rechner, sondern als Medium zu sehen, ist noch nicht zu Ende gedacht. Oder ist das inzwischen die Meinung der Allgemeinheit?“
Frieda: „Dein Bankhaus wirbt doch selbst mit einer multimedialen App, die einem spielerisch Geldanlagen empfiehlt. Der Computer ist Medium, das bestreitet niemand. Allerdings weist der Gedanke von Monachos in eine spannende Richtung …“
Augusta: „… die wir hier verfolgen sollten? Ich frage mal in die Runde, ob es dafür nicht schon etwas spät geworden ist.“
Samos: „Ja doch, ich habe verstanden. Hier, nehmt, für die besonders späten Diskussionen. (Er gießt allen aus einer verstaubten Flasche ein.) Darf ich einen Vorschlag machen? Wir fassen noch mal die aufgeworfenen Probleme auf und entscheiden dann, wie wir weiter verfahren. Einverstanden?“

Die anderen stimmen schweigend zu, Samos’ berühmter Tropfen hat noch jedes Konzil erfolgreich beendet. Ab und an kamen sogar scharf formulierte Forderungen heraus. Die Teilnehmer wunderten sich in solchen Fällen stets über ihre eigene Courage.

Frieda: „Wir sprachen die ganze Zeit über Daten, ohne genau zu sagen, welche das sind. Dieses Konzil ist ja nicht zuletzt auch ein politisches; aufbereitete Informationen, entsprechend visualisiert oder zumindest strukturiert, sind unentbehrlich für die Politik. Jeder politisch handelnde Mensch benötigt ja eine Datengrundlage, um sinnvoll von seinem Verstand Gebrauch machen zu können. Auf dieser Karte hier stehen ja nun gerade Informationen, die doch niemanden etwas angehen.“
Mathison: „Und wer entscheidet, was politische, öffentliche Daten und was persönlichste Geheimnisse sind?“
Frieda: „Wir sind schließlich ein Konzil, also entscheiden wir das.“
Monachos: „Wir sind nicht gewählt, bedenkt das bitte.“
Frieda: „Die Menschenrechte sind auch nicht in demokratischer Abstimmung entstanden.“
Andrea: „In die gleiche Richtung würde ich argumentieren. So etwas Universelles kann man nicht zurücknehmen, wenn es einmal gedacht wurde.“
Jakob: „Na, das mag wohl in der Theorie stimmen, aber ganz praktisch kann man sehr wohl auch universell gültige Menschenrechte einschränken. Das nennt man die normative Kraft des Faktischen.“
Augusta: „Sehr richtig, in einer programmierten Welt gelten nun einmal die Spielregeln der Programmiererin.“
Monachos: „Umso wichtiger ist es, dass die Spielregeln nicht nur akzeptiert werden, weil man eben Teil des Spiels ist, sondern sie auch akzeptiert werden wollen. Lasst uns doch einfache Regeln aufstellen und sie anschließend auf ihre Tauglichkeit abklopfen.“

Natürlich hatten alle schon längst Forderungen auf den Lippen; aber es sollte ja zumindest der Anschein des tieferen Nachdenkens gewahrt werden.

Frieda: „Daten, die die Öffentlichkeit betreffen, müssen zur Verfügung gestellt werden; persönliche Daten hingegen dürfen auf gesellschaftlichen Wunsch geheim bleiben.“
Mathison: „Gesellschaftlicher Wunsch? Wenn die Gesellschaft also findet, dass meine persönlichen Daten in irgendwelchen sozialen Netzwerken auftauchen dürfen, ist alles in Ordnung?“
Frieda: „Die korrekte Übersetzung von social network wäre übrigens geselliger Verbund – und ja, das wäre in Ordnung, wenn keine ökonomischen Interessen berührt wären. Und wenn man die Möglichkeit zur Geheimhaltung schafft.“
Mathison: „Was ist mit dem Schutz der Andersdenkenden? Eine feine Demokratie schwebt dir da vor.“
Frieda: „Das mit der Demokratie hast du als Prämisse hinzugenommen. Ich sprach nur von einer Informationsgesellschaft, von Demokratie war da nie die Rede. Wenn wir alles voneinander wüssten, wären wir sicher toleranter eingestellt.“
Andrea: „Ich finde, wir sollten nicht über Namen oder Staatsformen streiten. Die Möglichkeit des Widerspruchs muss einfach gegeben sein.“
Samos: „Widerspruch – wogegen?“
Andrea: „Gegen alles mögliche. Eine Demokratie ist nur im prekären Zustand eine. Ich muss den Daten widersprechen können.“
Samos: „Du meinst, du sollst gegen die Verwendung deiner Daten widersprechen können?“
Andrea: „Nein, ich muss den Daten selbst widersprechen können. Wenn mein digitaler Schatten …“
Augusta: „… algorithmischer Schatten …“
Andrea: „… größer und mächtiger wird als ich, also plötzlich zu meiner Repräsentanz und Wirkung wird, dann besitze ich keine Möglichkeit des Widerspruchs mehr. Das Wort vom Datenschutz ist eigentlich unbrauchbar, wir sprechen hier vom Schutz des echten menschlichen Lebens.“
Samos: „Du variierst deine Meinung von vorhin; sag, wie findest du die Forderung öffentliche Daten nützen, private Daten schützen?“
Frieda: „So habe ich das nie gesagt!“
Jakob: „So klingt es aber griffiger; lässt sich besser verkaufen, auch angesichts der knappen Währung Aufmerksamkeit.“
Andrea: „Ich unterstütze die Forderung, leite daraus aber eine weitere, viel grundlegendere ab.“
Monachos (nach einigen Sekunden): „Niemand unterbrach dich; oh, ich verstehe. So, du hast deine Kunstpause, nun fahre fort.“
Andrea: „Wir müssen die Öffentlichkeit und die Gesellschaft schützen. Das sollte das vorrangige Ziel dieses Konzils sein. Wenn wir das Individuum vor datenhungrigen Organisationen schützen wollen, müssen wir ihm das Sich-Organisieren-Können zugestehen. Wir, verehrte Anwesende, brauchen eine Datenwehr.“

Die Getränke von Samos verfehlten ihre Wirkung nicht, das Konzil nimmt die Idee einer Datenwehr begeistert auf und formulierte Zuständigkeiten, Vorgehensweisen, Evaluationskriterien, Finanzierungsmodelle, Machbarkeitsprognosen – also eine zwar spannende, doch äußerst zeitraubende Angelegenheit. Wir schleichen uns besser hinaus in das Hauptanstaltsgebäude, bevor uns die Pflegekräfte entdecken. Der Besucherausweis gilt ja nicht für den geschlossenen Teil der Klinik.

Stefan Ullrich ist einer der Herausgeber des Sammelbands Per Anhalter durch die Turing-Galaxis, Verlag Monsenstein und Vannerdat (2012). Wer mehr über weitere „Insassen“ erfahren möchte, greife zu diesem Buch. Andrea zitiert aus Andreas Pfitzmanns Gutachten zur Online-Durchsuchung und Frieda nannte sich früher Gottfried. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt wird.